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cmessina53

„Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen…“


Indien schickt eine Sonde zum Mond und, weil man gerade dabei ist, auch noch eine zur Sonne. Höchste Zeit, sich das Land genauer anzuschauen und gleichzeitig noch ein paar Pflichten zu erledigen. Also setzte ich mich in den Flieger nach Mumbai. Die acht Stunden Flug hält man zwar gut aus, aber heiß ist es dort schon. Vielleicht hätte man sich die zweite Sonde sparen können, denke ich.

Die Reise ging weiter ins Bundesland Tamil Nadu im Süden des Landes. Lassen Sie uns gleich ein paar Vorurteile abräumen, damit wir uns auf die zentralen Aspekte konzentrieren können. Der Straßenverkehr ist tatsächlich ein gesetzesfreier Raum – ein lebender Organismus, der für Ausländer nicht zu verstehen ist. Setzen Sie sich nicht ans Steuer, es kann tödlich enden. Scharfes Essen bekommt man schon zum Frühstück, wenn man möchte. Ich mag das zwar, aber es gibt auch Marmelade. Das Erscheinungsbild ist so vielfältig, wie man es erwarten würde: Ziegen und Kühe streunen umher, während moderne SUVs vor Hochhäusern unseren Weg kreuzen – das meine ich wörtlich.

Dazwischen, das Ziel: Ein modernes Gebäude – die Geschäftsstelle von Ettiksoft Technologies im beschaulichen Namakkal. Fernab der großen Tech-Giganten bietet dieser Ort einen strategischen Vorteil, besonders wenn es darum geht, talentierten Nachwuchs von den zahlreichen technischen Hochschulen zu gewinnen, ohne sich in einem erbitterten Wettbewerb zu verlieren.

Zur Begrüßung im klimatisierten Konferenzraum gibt es Kokosnussdrinks direkt von der Plantage des CTOs. Stolz zeigt er mir ein Bild seines neuen Erntegeräts für Palmenfrüchte. „Entwickelt hier in der Gegend“, sagt er.

Hier arbeiten 70 Softwareentwickler mit steigender Tendenz, vor allem im Automotive Sektor. Die Räumlichkeiten sind neu und wirken sehr europäisch. Man merkt, dass das Management viele Jahre in Deutschland verbracht hat.

Es werden Ideen und Vorstellungen ausgetauscht. Ich bin beeindruckt von den modernen Ansätzen im Personalwesen: Mitarbeiterzufriedenheit steht im Vordergrund, und die Ausbildung der Mitarbeiter wird strategisch vom ersten Tag an geplant. Alle Mitarbeiter werden über externe Dienstleister in ihrem jeweiligen Einsatzbereich zertifiziert. Ich nehme mir fest vor, mich für eine Fortbildung anzumelden, sobald ich zurück in der Schweiz bin.

Bei meinem Besuch eines nahegelegenen Colleges sprechen wir mit dem Direktor über Möglichkeiten, den Studienplan den Bedürfnissen europäischer Unternehmen anzupassen und die internationale Zusammenarbeit zu fördern. „Das haben wir für Japan schon vor drei Jahren gemacht. Heute können unsere Studenten beispielsweise Japanisch studieren, falls sie das möchten.“ Eine solch proaktive Einstellung zur Veränderung ist etwas, das uns in Europa manchmal fehlt.

Am Wochenende habe ich dann noch ein bisschen Kultur gemacht und mir den Sri Ranganathaswamy-Tempel angesehen, den größten funktionierenden hinduistischen Tempelkomplex der Welt. Pilger, soweit das Auge reicht. „Die haben gerade noch Software entwickelt“, scherzt der CEO und lacht. Oder er scherzt nicht, ich bin mir nicht sicher.

„Man muss Indien erleben, um es zu verstehen“, ein Rat eines geschätzten indischen Freundes, den ich nur bestätigen kann.

Ein herzlicher Dank an das Team von Ettiksoft Technologies für diese aussergewöhnlichen Einblicke und ihre Gastfreundschaft!

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